Die Niedersächsischen Landesfeuerwehrschulen haben für Übungszwecke ein paar Brandhäuser. Der Truppenübungsplatz Heuberg hat über ein Dutzend davon. In der Albkaserne gibt es ein Brandhaus in der Größe einer Schule mit 4 Etagen. Der Grund liegt auf der Hand. Am Bundeswehrstandort Stetten am kalten Markt wird für ganz Deutschland die sogenannte Bundeswehr-Feuerwehr ausgebildet. Somit eignet sich dieser Standort auch optimal für eine Großübung des freiwillig organisierten zivilen Brandschutzes. Auch unterstützte die Bundeswehr-Feuerwehr die Großübung aufgrund ihrer örtlichen Kenntnisse im logistischen Bereich. Für die Organisatoren sowie den teilnehmenden Gruppen mit längerer Anfahrt, wie beispielsweise die Emmerstedter, stellte sie Unterkünfte in der Kaserne zur Verfügung.

Emmerstedt hatte mit 650 km ohne Zweifel den längsten Anfahrtsweg. Auch wenn ein Löschgruppenfahrzeug vom Sitzkomfort her nicht unbedingt für längere Fahrten ausgerichtet ist, so bereute die Emmerstedter Mannschaft keine Sekunde der langen Fahrt. Viel größer war die freudige Erwartung, Teil einer solchen Großübung sein zu dürfen.

Zur Bewältigung der Stationen bildeten jeweils 3 Fahrzeuge aus unterschiedlichen Feuerwehren eine Mannschaft (Löschzug). Alle Fahrzeuge waren mit einer Staffel (6 Einsatzkräfte) besetzt. Emmerstedt als einzige Niedersachsen. Sonst Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein, Aber auch andere Hilfsorganisationen wie THW, DRK, DLRG oder die weltweit agierende Hilfsorganisation für Naturkatastrophen „@fire“ waren als Teilnehmer oder Betreuer der Stationen vertreten. Man kann sich vorstellen, dass insbesondere beim abendlichen kameradschaftlichen Ausklang dann auch umfangreiches und länderübergreifendes Fachwissen ausgetauscht wurde. Ob Einsatztaktik, Fahrzeuge oder Ausrüstung.

Die Stationen mit den einzelnen Aufgaben waren auf dem gesamten Truppenübungsplatz verteilt. Allein die selbständige Anfahrt zum jeweiligen „Einsatzort“ war eine Herausforderung. Sich auf dem Truppenübungsplatz zurecht zu finden und stets die Worte des Standortältesten der Kaserne in den Ohren zu haben, aufgrund von möglichen Munitionsresten und Blindgängern nie die Wege verlassen zu dürfen. Jedes Szenario beinhaltete individuelle Herausforderungen, die den Rettungskräften alles abverlangten und mit realen Einsätzen in jeder Hinsicht vergleichbar waren. Ob Gebäudebrände mit Menschenrettungen aus Höhen und Tiefen, Massenanfall an verletzen Personen, Zugunglück, Gefahrgutunfall oder Verkehrsunfall mit E-Autos. Sehr bemerkenswert auch die stetigen Eskalationen während eines Einsatzes wie beispielsweise Brandausbreitung, weitere Menschenrettungen oder Folgeeinsätze. Die Betreuer der Stationen ließen nichts aus.

Eine Station mit Einsatzstichwort „Person in Maschine eingeklemmt“, endete (völlig unerwartet) mit einem Brand vom Rettungshubschrauber des Notarztes. Dabei handelte es sich dann auch wirklich um einen Original (ausgemusterten) Hubschrauber, der auch wirklich (kontrolliert) brannte. Eine abgerissene Stromleitung begrub ein Auto mit Insassen unter sich. Aufgrund der noch vorhandenen Stromspannung funkte und knallte es unaufhaltsam. Im Szenario dargestellt mit reichhaltiger Pyrotechnik. Man hätte meinen können, Mörsergranaten von übenden Soldaten auf dem Truppenübungsplatz haben sich aus Versehen verirrt. Ein Szenario mit Stichwort „Eingeklemmte Person unter Zug“ endete mit einem Dutzend randalierender Fahrgäste, die dem Zugführer an die Wäsche wollten und die Rettungsarbeiten bewusst beeinträchtigten. Die Rettung zweier auf einem Minenfeld verunfallten Kinder endete mit einem Aufmarsch von Demonstranten, die die Ausrüstung von den Einsatzfahrzeugen entwendeten und auch sonst die Hilfsmaßnahmen erheblich erschwerten. Zeitgleich mussten die vor Angst schreienden Mütter der verunfallten Kinder mit ihren Kleinkindern auf dem Arm beruhigt und betreut werden. Im Szenario „PKW mit Personen im See“ waren nach erfolgter Wasserrettung unter fachkundiger Aufsicht geschulter Rettungskräfte Reanimationsmaßnahmen notwendig.

Sich innerhalb von Sekunden auf die neuen Situationen oder Konfrontationen einzustellen und zu reagieren. Zeitgleich seine eigentlichen Aufgaben, Brände zu bekämpfen oder Menschen zu retten, nicht aus den Augen zu verlieren. Zu lernen, mit verschiedenen Stresssituationen umzugehen. Das war oft das Ziel so mancher dargestellter Szenarien.

Aus zeitlichen Gründen gab es keine schriftlichen Bewertungen oder Punktzahlen. Aber nach jeder Übungsstation nahm man sich die Zeit für eine kurze Nachbesprechung. Was war gut, was hätte man anders – oder effektiver - machen können. Mit einem Lächeln begann dann auch fast jedes Abschlussgespräch, wenn die jeweiligen Übungsleiter die Emmerstedter Kameraden nicht nur einmal fragten, ob sie denn auch aufgrund des schwäbischen Dialekts der Besprechung folgen können.

Aber auch wenn die Emmerstedter die schwäbischen Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden aufgrund ihres Dialekts nicht immer gleich verstanden haben, so lief das Einsatzgeschehen im Hinblick auf die Zusammenarbeit, die Abstimmung und das Vorgehen während der gestellten Szenarien stets professionell und Hand in Hand ab. Auch gab es nie Probleme mit der Handhabung nach Austausch von Gerätschaften innerhalb der Züge. Die Emmerstedter hatten das Gefühl, als hätten sie mit ihren heimatlichen Nachbarwehren einen Zug gebildet, mit denen sie schon etliche Großeinsätze im Raum Helmstedt bewältigt haben. Einfach bewundernswert dieses reibungslose Zusammenspiel verschiedener Wehren.

Die Ortsfeuerwehr Emmerstedt bedankt sich bei den Organisatoren der Übung recht herzlich für die kameradschaftliche Aufnahme, Verpflegung und Unterkunft. Ein Dank geht auch an die Stadt Helmstedt, die diese Teilnahme aus finanzieller Sicht überhaupt ermöglichte. Ein Dank auch an den Kameraden Paul Schirmer von der Ortsfeuerwehr Emmerstedt. Paul Schirmer kommt gebürtig von der Schwäbischen Alb, hat bereits mehrfach an dieser Übung teilgenommen und hatte die Idee zur Teilnahme einer Emmerstedter Gruppe an dieser Übung. Ein Dank geht aber auch an die heimatliche Feuerwehr von Paul Schirmer. Der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Rangendingen im Zollernalbkreis, Einsatzabteilung Höfendorf. Hier hatte die Emmerstedter Gruppe die Möglichkeit, auf der langen Rückfahrt einen Zwischenstopp mit Übernachtung einzulegen.

 

Torsten Magerhans

 

Gruppenbild nach dem ersten Übungstag

 

Die Teilnehmer der OrtsFw Emmerstedt

 

Personenrettung über Steckleiter vom zweiten Obergeschoss

 

Person unter Zug mit Personenrettung aus dem Zug

 

Rettungshubschrauber des Notarztes fängt Feuer

 

Personenrettung nach eskalierter Polizeilage

 

Auto im See - Wasserrettung von Personen mit Reanimation